Gerhard Goldmann schämt sich und Alfred Hohm gibt alles
In dieser Rubrik geht es um längst vergessene Geschichten, die eigentlich unwichtig sind, die aber ein Schmunzeln oder einen kurzen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit bewirken.
Im Februar 2005 fand in der FAN-Arena in Aschaffenburg eine Show-Ringen-Veranstaltung zu Gunsten der Tsunami-Opfer statt, bei der eine Vielzahl von prominenten Ringern auftraten: Rosario Schmidt, Markus Scherer, Andre Backhaus, Claudio Passarelli, Jannis Zamanduridis, Mike Bullmann, Rifat Yildiz, Reiner Heugabel, Peter Behl, Jens Gündling u.v.a. Nur mit Alex Leipold war es nicht einfach. Gegen den vorgesehenen Gegner Andre Backhaus wollte er nicht ringen, weil „der noch aktiv sei“…. Andere Ringer, z. B. Kristjan Rajman, wollten nicht gegen Alex ringen. So fing das Turnier an, ohne dass man wusste, wie das mit Leipold werden sollte. Da meldete sich ein Mann mit Sporttasche beim Hallensprecher. Er heiße Gerhard Goldmann, sei 48 Jahre alt und habe gehört, dass man „für den den Leipold keinen Gegner habe“. Gesagt, getan. Der Veranstalter war einverstanden. Goldmann machte seinen Job. Er stellte sich Leipold zum Kampf. Un der verlor sicher, wie es von Leipold gewünscht wurde. Es war ja eine Schaukampf.
Abends fand in der Ölmühle in Mömbris ein Bankett für die Teilnehmer der Veranstaltung statt. Gerhard Goldmann fand seinen Platz gegenüber Kurt Kern, dem Hallensprecher und Mitorganisator des Events. Da erinnerte sich Kern: „Goldmann, Gerhard, Landau? Da war doch was.“ Und der arme Gerhard Goldmann wurde immer kleiner. Und schämte sich wohl ein bisschen. Denn im Herbst 1976 traf der KSC Mömbris in einem Kampf der 2. Bundesliga auf den ASV Landau. Die Pfälzer hatten eine starke Staffel. Und im letzten Kampf des Abends ging es um alles. Im Weltergewicht traf Alfred Hohm auf den dritten deutschen Juniorenmeister Gerhard Goldmann. Hohm war 28 Jahre alt. Er war ein selbstständiger Handwerksmeister, der kaum Zeit zum Training fand und somit wenig Kondition hatte. Von den Fachleuten wurde Hohm keine Chance eingeräumt. Auch keine kleine. Es ging los. Und Hohm legte los wie eine Rakete. Der gute Goldmann wusste nicht, was ihm geschah. Nach 1:50 Minuten führte Hohm sagenhaft mit 14:0. Aber er ist platt. Er will über die Zeit kommen. Er ist nahe an der Besinnungslosigkeit. Er hört den Pfiff des Mattenleiters gar nicht mehr. Wenn der Mattenleiter den Kampf frei gibt, dann stürzt sich Alfred auf die Füße des Gegners und krallt sich fest. Und Goldmann findet keinen Weg Punkte zu machen. Es ist ein grotesker Kampf. Hohm ist völlig k.o. Er ringt im Unterbewusstsein. Einen, nur einen kümmerlichen Punkt kann der Pfälzer machen. Und nach sechs Minuten steht es 14:1für Hohm. Überlegener Punktsieger Hohm. Sieg für Mömbris.
Und Gerhard Goldmann hofft nie mehr auf diesen schwarzen Tag angesprochen zu werden.