Deutschkurs für Milan
In dieser Rubrik geht es um längst vergessene Geschichtchen, die eigentlich unwichtig sind, die aber ein Schmunzeln oder einen kurzen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit bewirken.
Zwei Jahre besetzte der junge Bulgare Milan Blagoev das Weltergewicht, Freistil in der RWG-Staffel. Am 5. Dezember 2009 hatte er es in einem Bundesliga-Heimkampf in Schimborn mit dem Mainzer Salvadore Rinella zu tun. Der Italiener war ein international erfahrener Athlet, der bei der WM schon auf dem Treppchen gestanden hatte. In den ersten beiden Runde dominierte der Favorit aus Mainz deutlich. Ab der dritten Runde ging ihm sichtlich die Puste aus. Blagoev holte die Runden drei und vier. Nach 23 Sekunden in der fünften Runde konnte Milan seinen Gegner gar auf die Schultern drücken. Der Jubel in der Halle war unbeschreiblich. Denn durch Blagoevs Erfolg gewann die RWG mit 19:15.
Nach dem Kampf fand die obligatorische Pressekonferenz statt. Nun verlangte das Publikum stürmisch, dass Milan interviewt werde. Der Moderator stand vor einem Problem, denn Milan konnte kein Wort Deutsch. Aber Trainer Gerhard Weisenberger meinte: „Mach das. Das kriegst du mit dem Milan hin.“ Und er startete einen Schnellkurs mit Blagoev in der deutschen Sprache. Dann war Milan dran. Zunächst erhielt er von den Zuschauern einen herzlichen Applaus. Dann der Moderator: „Milan, als du vor Beginn der letzten Runde in deiner Ecke gestanden hast, was waren die Gedanken, die dir durch den Kopf gegangen sind?“ Milans Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Das Essen bei Falco schmeckt sehr gut.“ Und das Publikum raste vor Begeisterung. Und Milan war stolz wegen seiner vermeintlich tollen Antwort.
Falco – das ist der Wirt des Gasthauses „Zur Krone“ in Haibach, wo Milan wohnte und verköstigt wurde. Falco heißt im wahren Leben Martin Bonn.