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Portrait: Jannis Zamanduridis

18. September 2021

Zamanduridis ist seit dem Jahre 2013 Sportdirektor des Deutschen Ringerbundes. Für diesen Posten bringt er erstklassige Voraussetzungen mit, denn er konnte als Aktiver sowohl im System der DDR, wie auch später in der BRD Erfahrungen gewinnen. Er gilt als erstklassiger Psychologe, der zusammenführen und motivieren kann. Der überzeugte Teamplayer ist fleißig und umtriebig. Neuen Wegen steht er offen gegenüber. Er arbeitet konzeptionell. Mit seinen Mitarbeitern, vor allem dem DRB-Präsidenten Manfred Werner, sowie den Bundestrainern Jürgen Scheibe, Michael Carl und Patrick Loes pflegt er einen kooperativen Arbeitsstil. Deshalb bezeichnete ihn Werner als Glücksfall für den Ringkampfsport in Deutschland. Die jüngsten Erfolge der deutschen Ringer, vor allem in der klassischen Stilart, unterstreichen dies. Drei Medaillen bei den Olympischen Spielen in Tokyo – Gold für Alina Focken-Rotter und Bronze für Frank Stäbler und Dennis Kudla – sind ein Spiegelbild der kompetenten Arbeit von Zamanduridis. Vor seiner Tätigkeit als Sportdirektor war er Bundestrainer sowohl bei den Männern, wie auch bei der Jugend.

Jannis hat griechische Wurzeln. Sein griechischer Vater fand auf der Flucht vor der griechischen Militärjunta einst Schutz und Heimat in der DDR. Jannis` Mutter kommt aus Sachsen. Er ist in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) aufgewachsen. Als Ringer schloss er sich dem SC Motor Zella-Mehlis an. 1985 und 1986 wurde er Vizemeister der DDR im Leichtgewicht Griechisch-Römisch. Zamanduridis galt als politisch unzuverlässig, deshalb genoss er nicht die optimale Förderung der DDR-Sportverbände. Erst 1990 durfte der am 18. März 1966 geborene Sportler bei einer Weltmeisterschaft mitmachen. Prompt holte er hinter dem Sowjetrussen Islam Dugutschijew die Silbermedaille.

Das klassische Leichtgewicht (68 kg) jener Jahre war hervorragend besetzt, denn da gab es noch die bärenstarken Ghani Jalouz (Frankreich), Ryszard Wolny (Polen), Lewon Dschulfalakian (UdSSR), Attlia Repka (Ungarn), allesamt absolute Weltklasse über viele Jahre, dazu den Deutschen Claudio Passarelli, der 1969 Weltmeister war. Claudio war schließlich schuld, dass Jannis nicht zu mehr Einsätzen bei internationalen Meisterschaften kam. Oft hatte man den Eindruck, dass der Pfälzer bevorteilt wurde. So holte Jannis 1992 der Olympia-Qualifikation für Barcelona, starten durfte dann Passarelli.

Zwischen 1991 und 1996 wurde Zamanduridis fünf mal deutscher Meister und einmal Zweiter. Er war ein eiskalter Ringer, der seine klare Strategie hatte. Im Standkampf war er aktiv, mit dem Ziel, seinen Kontrahenten in die Bodenlage zu bringen. Hier machte er dann seine Punkte. Von Mattenleiterentscheidungen blieb er immer unbeeindruckt. Acht Jahre nach dem offiziellen Abschluss seiner internationalen Laufbahn bat ihn der DRB an den olympischen Spielen in Athen (2004) teilzunehmen. Er belegte dort den 7. Platz. Den Sieg holte sich der Aserbaidschaner Mansurov in seiner Gewichtsklasse. Mit Platz 7 war er bester deutscher Ringer. Im gleichen Jahr wurde er zum Ringer des Jahres gewählt.

Jannis kam 1990 zur RWG. Er war bei den Fans äußerst beliebt. 1996 wechselte er zum AC Bavaria Goldbach. Nach dessen Rückzug aus der Bundesliga ging er zum AV Schaafheim, um dann beim KSV Köllerbach seine Laufbahn ausklingen zu lassen. Der geübte Gitarrenspieler wohnt seit Jahren in Krombach im Kahlgrund.

Autor: Kurt Kern