Kahlgrundringer: Peter Behl und Roger Gries
Gerungen wurde im Kahlgrund schon vor dem 1. Weltkrieg. Da fand im unteren Kahlgrund schon ein reger Wettkampf statt. An Fußballspiele war in jener Zeit noch nicht zu denken. Großartige Ringer machten die Region bekannt. Die RWG Mömbris-Königshofen hatte das Glück ab den frühen 80er Jahren mit Peter Behl und Roger Gries auf zwei Kräfte aus dem eigenen Nachwuchs zurückgreifen zu können, die sich in wenigen Jahren zu Weltklasseathleten entwickelten und daneben Aushängeschilder und Sympathieträger ihres Heimatvereins waren.
Peter Behl ging erstmals als 14-Jähriger für die RWG Mömbris-Königshofen auf die Matte. Er spezialisierte sich auf die klassische Stilart. Aber auch im Freistil war er Hessenmeister. Erstmals wurde er 1985 im Männerbereich Meister, im Bantamgewicht. Insgesamt holte er fünf deutsche Meisterschaften in den Kahlgrund, dazu vier 2. Plätze und einen dritten Platz. Bei der Olympiade 1988 in Seoul wurde er hervorragender Fünfter. Bei der EM 1988 wurde er Vierter, bei der WM 1989 wurde Behl Sechster. Jeweils im Federgewicht (62 kg). Trotzdem konnte er sein Riesentalent nicht voll ausreizen. Denn nach seiner Statur war er für das Federgewicht zu leicht. Eigentlich wäre er ein Bantamgewichtler (57 kg) gewesen. Bis 1987 war er in seiner idealen Gewichtsklasse gesetzt. Bei der EM 1987 im finnischen Tampere besiegte er den Finnen Pehkonen in der Vorrunde, welcher trotz der Niederlage Europameister wurde. Bei der folgenden WM im französischen Clermont-Ferand musste Behl verletzt absagen. Für ihn ging der Aschaffenburger Firat Yildiz auf die Matte, der Vizeweltmeister wurde. Von da an war Yildiz im Bantam gesetzt. Behl wich ins Federgewicht aus. Hier war er zwar absolute Weltklasse, aber kein potentieller Weltmeister. Nach seiner aktiven Karriere wirkte Behl sehr erfolgreich als hessischer Landestrainer und als Coach seiner RWG Mömbris-Königshofen. Er war und ist bei den Fans außerordentlich populär. Außerdem betrieb er ein Fitnessstudio. Behl hat in jeder Hinsicht Zeichen gesetzt.
Das hat auch Roger Gries. Er ging im Halbschwer- und Schwergewicht auf die Matte. Er war ein für seine Gewichtsklasse ungewöhnlich schneller Athlet. Er agierte äußerst konzentriert und versuchte Schwachstellen in der Defensive des Gegners auszunützen. Sukzessive entwickelte sich Gries zu einem Weltklasseringer. Dabei musste er sich gegen starke nationale Konkurrenz wie Franz Seelos, Uwe Sachs und Andreas Steinbach durchsetzen. Seine große Stunde schlug bei der WM 1989 in Martigny (Schweiz), wo er nach überzeugenden Auftritten die Bronzemedaille hinter Maik Bullmann (DDR) und Mike Foy (USA) gewann.
Nach 1990 versperrte ihm der Weltklassesportler Bullmann, der 1992 in Barcelona die Goldmedaille holte, den Platz in der 90-kg-Klasse. Gries rückte in die 100-kg-Klasse auf. Mit einem 5. und einem 6. Platz bei Europameisterschaften gegen körperlich hoch überlegene Gegner unterstrich er nachhaltig seine Extraklasse. Ringer wie Gries und Behl waren ein Segen für die Region.
