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RWG Inside mit Oldrik Wagner

21. September 2025

Vom Bundesliga-Athleten zum prägenden Jugendtrainer

Er hat auf nationaler und internationaler Bühne gerungen, bei Weltmeisterschaften gekämpft und die Bundesliga mitgeprägt – heute gibt Oldrik Wagner seine enorme Erfahrung als Jugendtrainer an die nächste Generation weiter. Dass das Ringen bei ihm in der Familie liegt, spürt man in jedem Satz: Mit dem Vater als Vize-Weltmeister und Jugendtrainer war der Weg zur Matte fast vorgezeichnet. Doch was Oldrik aus diesem Erbe gemacht hat, ist beeindruckend: eine langjährige Karriere auf höchstem Niveau – und nun eine neue Aufgabe mit nicht weniger Leidenschaft.

Im Interview erzählt er von den Höhen und Herausforderungen seiner aktiven Zeit, davon, wie viel Geduld und Fleiß manchmal wichtiger sind als reines Talent – und warum ihm die Arbeit mit dem Nachwuchs heute genauso viel bedeutet wie früher der eigene Wettkampferfolg. Ein Gespräch mit einem, der den Ringsport nicht nur lebt, sondern mit Herz und Verstand weitergibt.

Was hat dich dazu inspiriert, mit dem Ringen anzufangen?

Oldrik: Das Ringen und Sport allgemein liegt mir quasi in den Genen. Durch meinen Vater der selbst erfolgreicher Ringer (unter anderem Vize-Weltmeister) aber auch durch meine Mutter die Leichtathletin war und Sport studiert hat. Mein Vater der aktiv in der Bundesliga für die RWG gerungen hat und auch Jugendtrainer war hat mich dann mit ins Training genommen.

Was waren die wichtigsten Meilensteine in deiner Karriere als Ringer?

Oldrik: Meine erste Medaille bei deutschen Meisterschaften der Junioren, dadurch bin ich in die Nationalmannschaft gekommen, der ich dann 10 Jahre angehörte. Gleichzeitig gab mir das die Chance später zur Sportfördergruppe der Bundeswehr zu gehen, in der ich dann 6 Jahre Ringen unter professionellen Bedingungen zu meinem Beruf machen konnte. Außerdem meine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2009 bei der ich den 7. Platz belegte und 2010 meinen Deutscher Meister Titel.

Welche Lektionen aus deiner Karriere sind dir am wichtigsten?

Oldrik: Teamfähigkeit, Emotionen teilen (bei Erfolg aber auch bei Niederlagen), Respekt, Einsatzbereitschaft, Akzeptanz, Leistungswillen und Durchsetzungsvermögen, all diese Punkte konnte ich während meinen ca.10 Jahren in der 1. Bundesliga erlernen. Diese Lektionen, die mich auch in meinem Berufsleben weitergebracht haben, wurden mir in den verschiedenen Vereinen meiner Laufbahn (RWG Mömbris- Königshofen, KSV Schriesheim, VfK 07 Schifferstadt) mit vielen beindruckenden Sportlern und Trainern, aus unterschiedlichsten Ländern, mitgegeben.

Was motivierte dich dazu, nach deiner aktiven Karriere als Trainer weiterzumachen?

Oldrik: Mir hat es schon immer Spaß gemacht Menschen die Komplexität und Vielfältigkeit des Ringens zu zeigen und beizubringen, egal ob es früher bei Trainerlehrgängen der Bundeswehr Weltklasse Athleten aus anderen Sportarten waren oder Anfänger die bei uns ins Vereinstraining gekommen sind.

Welche Erfahrungen aus deiner eigenen Karriere helfen dir am meisten im Training der Jugendabteilung?

Oldrik: Ich würde mich selbst als Spätentwickler bezeichnen. Nach meinem ersten Training hat mich mein Vater dann nochmal raus genommen weil ich einfach noch nicht so weit war, ca ein Jahr später hab ich dann richtig angefangen und seitdem nicht mehr aufgehört. Auch wenn ich schon in der Jugend immer bei deutschen Meisterschaften starten durfte, habe ich meine erste Medaille bei den Junioren geholt, was zeigt das sich Kontinuität auszahlt (selbst wenn es 10 Jahr dauert). Als ich dann zur Bundeswehr kam und angefangen hab mit den Trainern dort zu arbeiten, habe ich gelernt das manchmal Kleinigkeiten wie die Handstellung den Unterschied machen ob eine Technik erfolgreich ist oder eben nicht.

Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen und Belohnungen als Trainer der Jugendabteilung?

Oldrik: Die Herausforderungen sind Vielfältig. Man muss auf jeden Youngster individuell eingehen. Sie müssen Spaß am Training haben, sich aber trotzdem anstrengen. Manchmal muss man streng sein, manchmal unterstützen, manchmal trösten und manchmal sie auch einfach nach eine Niederlage in Ruhe lassen. Die Belohnung kommt dann wenn man merkt wie sie einem Vertrauen, sich von selbst mit ihrem Training und ihren Techniken beschäftigen und Erfolge feiern. Die Erfolge können auch unterschiedlich ausfallen. Für den Schüchternen ist es das „auftauen“ in der Trainingsgruppe für den anderen den Kopfstand zu meistern, für wieder andere der erste gewonnene Kampf oder die Medaille oder gar der 1. Platz im Turnier.

Gibt es besondere Momente oder Erlebnisse aus deiner aktiven Karriere, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Oldrik: Meistes sind es die Kämpfe, die anders ausgehen als man erwartet. Man besiegt den Favoriten oder man verliert gegen den auf dem Papier klar schwächeren. Bei der deutschen Meisterschaft hatte ich sogar beides in einem Turnier.

Welche Ratschläge würdest du jungen Athleten geben, die davon träumen, ebenfalls erfolgreiche Ringer zu werden?

Oldrik: Das vielleicht wichtigste das ich gelernt habe Fleiß schlägt Talent. Immer weitermachen, aus seinen Fehlern lernen und daran arbeiten. Das gilt nicht nur fürs Ringen, sondern macht auch oft den Unterschied, ob man im Berufsleben erfolgreich wird oder nicht.

Welche Ziele hast du als Trainer für die Zukunft deiner Schützlinge und des Vereins?

Oldrik: Die Jugend ist die Zukunft unseres Vereins. Unser ziel muss es sein eine stabile Basis zu schaffen um das Ringen im Kahlgrund weiter leben zu lassen. Die Zukunft jedes Youngsters ist dabei individuell. Nicht jeder wird Olympiasieger, aber wenn sie am Ende mit ihren Erfolgen zufrieden sind und sie die Grundlagen des Ringens, wie Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Respekt mit in ihr Leben überführen habe ich alles erreicht.

Lieber Oldrik, herzlichen Dank für deinen Einsatz und dein beeindruckendes Engagement und dass du deine Leidenschaft so authentisch und mit vollem Herzen weitergibst!

Autor: Sebastian