Samstag, 20. April
Mömbris
6.5°C

News

Portrait: Mnatsakan Iskandaryan

2. November 2019
Mnatsakan Iskandaryan

Den Namen kennen innerhalb der RWG die meisten Ringkampfexperten. Doch kaum jemand der heutigen Szene hat ihn ringen gesehen. Er hat auch in den zwei Jahren, als er für die RWG auf die Matte ging, höchstens zehn, zwölf Kämpfe für die RWG bestritten. Denn damals durfte man nur einen Nichtdeutschen einsetzen. Und die RWG hatte damals drei Weltmeister, nämlich Soukra, Jordanov und Iskandarian. Natürlich gewann er alle seine Kämpfe im RWG-Trikot.  Im DMM-Finale von 1994, in dem die RWG dem AC Bavaria Goldbach unterlag, wurde er im Rückkampf eingesetzt und besiegte Armin Rachor. Geholt hat ihn der leider schon verstorbene Kurt Pfannmüller. Der gebürtige Alzenauer wohnte später in Mittelbuchen.

Er ist am 17. Mai 1967 in Gjumri, Armenien, geboren. In Barcelona bei den Olympischen Spielen von 1992 gewann er die Goldmedaille im Weltergewicht (74 kg) in der klassischen Stilart vor dem Ungarn Jozef Tracz und dem Schweden Torbjörn Kornbakk, der später auch das RWG-Trikot trug. Dabei war seine Teilnahme generell sehr in Frage gestellt. Denn die alte Sowjetunion war gerade in 15 neue Staaten zerfallen. Und Iskandarians Heimatland, Armenien, hatte noch kein NOK (Nationales Olympisches Komitee). Und das ist eigentlich die Voraussetzung für eine Einladung zu den Spielen. Um den Sportlern gerecht zu werden, bildete von die GUS (Gemeinschaft unabhängiger Staaten).

Obwohl er den Weltmeister im Weltergewicht Daulet Turlychanow aus der Mannschaft verdrängt hatte und 1990 und 1991 Weltmeister im Weltergewicht geworden war, und dazu 1991 und 1992 Europameister, war er bei der Olympiade für das Leichtgewicht vorgesehen. Hier scheiterte er in der Qualifikation an Islam Dugutschijew. So wurde er schließlich doch im Weltergewicht eingesetzt. 1994 gewann er bei den Weltmeisterschaften eine weitere Goldmedaille. 1989 hatte er bei der EM Silber geholt, damals noch im Leichtgewicht.

Er war ein vielseitiger, technisch gut ausgebildeter Athlet. Besonders seine Würfe aus der Brustklammer imponierten. Ab 1995 begann der Stern von Mnazakan Iskandarian zu sinken. So hatte er den damals besten deutschen Weltergewichtler Erik Hahn 1993 noch mit 15:0 ausgepunktet. 1994 besiegte er Hahn mit 6:0. 1995 gewann er mit 1:0. Und bei der Olympiade von Atlanta 1996 – in zwischen hatte er die bulgarische Staatsangehörigkeit – unterlag er Hahn mit 0:1, außerdem dem späteren Goldmedaillengewinnern Ascuy (Kuba), schied aus und wurde Fünfter.

1995 verließ er die RWG und heuerte beim KSV Witten an. Im Kahlgrund hinterließ er einen ansehnlichen Schuldenberg. Trotzdem haben wir den Armenier in guter Erinnerung.