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Portrait: Reiner Heugabel

10. Oktober 2019
Reiner Heugabel

Im November 1981 traf der AC Bavaria Goldbach in einem Heimkampf auf den VfK Schifferstadt. Vor dem Kampf wurde der junge Schifferstadter Markus Scherer für den gerade errungenen Vizeweltmeistertitel geehrt. Im ersten Kampf des Abends traf er in seiner klassischen Stilart auf den Freistilspezialisten Reiner Heugabel. Und Heugabel gewann mit 21:0. 21:0! Unglaublich! Alle seine Punkte machte Heugabel mittels Schulterschwung. Das war eine sportliche Sensation.

Heugabel ist am 5. Februar 1963 in Monheim am Rhein geboren. Weil sein Vater Peter sich beruflich nach Aschaffenburg veränderte, kam die Familie nach Mömbris im Kahlgrund. Ab 1980 startete er in der Zweitbundesligamannschaft der RWG Mömbris/Königshofen. 1980 wurde er erstmals Deutscher Meister. Anschließend wechselte er zum AC Bavaria Goldbach. Der nur 1,47 m große Athlet startete während seiner gesamten, fast 20 Jahre währenden Laufbahn immer im Papiergewicht (damals bis 48 kg Körpergewicht). Er war von Beruf Schlosser, trat jedoch schon in jungen Jahren in die Bundeswehr ein und wurde Berufssoldat.

Reiner Heugabel, der bei Meisterschaften ausschließlich im freien Stil startete, war schon im Nachwuchsbereich sehr erfolgreich. Er wurde einmal deutscher Jugendmeister und dreimal deutscher Juniorenmeister. Im Jahre 1980 gewann Reiner Heugabel im Alter von 17 Jahren in Hof seinen ersten deutschen Meistertitel bei den Männern. Von 1982 bis 1996 siegte er dann bei den deutschen Meisterschaften im Papiergewicht fünfzehnmal in Folge. Eine Leistung, die nur noch von Wilfried Dietrich übertroffen wurde. Bis 1980 ging er für seinen Heimatverein RWG auf die Matte. Von 1981 bis 1989 trat er für Goldbach an. Hier wurde er von Trainer Jürgen Barleben entscheidend geformt. Von 1990 bis 1995 ging er zurück nach Mömbris, um ab 1995 wieder für Goldbach zu ringen. Mit der RWG errang er zweimal die Deutsche Vizemeisterschaft der Mannschaften.

Wenn Heugabel im ersten Kampf auf die Matte ging, dann herrschte von Anfang an Stimmung. Denn er war ein äußerst offensiver, charismatischer Ringer. Er war extrem nervenstark, hoch konzentriert, taktisch visiert und stellte sich optimal auf den jeweiligen Kontrahenten ein. Bei Europameisterschaften im Erwachsenenbereich stand er sechs Mal auf dem Podest; sein größter Erfolg war der EM-Titel von 1991. Bei der Olympiade 1988 hatte er Gold ganz nahe vor den Augen, nachdem er den großen Favoriten Orudiev besiegt hatte. Durch eine unerwartete Niederlage gegen Tzonov (Bulgarien) blieb ihm letztlich nur der fünfte Platz. Reiner Heugabel zeigte über 15 Jahre beständige Leistungen und kämpfte um internationale Medaillen mit. Seine Schwäche in den ersten Kämpfen bei Meisterschaften verhinderte eine noch bessere Erfolgsrate. Häufig verlor er den ersten Kampf, auch gegen Gegner, die er vorher schon mehrmals besiegt hatte.